Fungizide

Fungizide
Fungizide
 
[zu lateinisch fungus »Pilz« und caedere, in Zusammensetzungen. ..cidere »töten«], Singular Fungizid das, -(e)s, Wirkstoffe, die Pilze und deren Sporen abtöten. Der Übergang zwischen Fungistatika und Fungiziden ist gleitend und oft nur eine Frage der Dosis und der Anwendungsdauer. Fungizide werden überwiegend im Pflanzenschutz angewandt; sie können als Spritzbrühen oder -pulver auf die Pflanzen aufgebracht oder als Beizmittel zur Behandlung von Saatgut angewandt werden. Protektive Fungizide verhindern als Belagsfungizide die Sporenkeimung auf der Pflanzenoberfläche. Systemische Fungizide dringen in die Pflanzen ein und wirken als kurative Fungizide von innen heraus gegen Pilzbefall. Anorganische Fungizide wurden bereits im 19. Jahrhundert im Obst- und Weinbau verwendet. Schwefel (z. B. gegen Obstschorf und echten Mehltau) und Kupferverbindungen (Kupferkalkbrühe oder »Bordeauxbrühe« gegen falschen Mehltau) sind heute von untergeordneter Bedeutung. Zur Bekämpfung von Pilzerkrankungen bei Getreide (z. B. Brandpilze, Schneeschimmel) wurde 1914 erstmalig Saatgut mit organischen Quecksilberverbindungen gebeizt. 1981 wurde die Anwendung von Quecksilberverbindungen in der Bundesrepublik Deutschland verboten. Das erste organische Fungizid im Obstbau war das in den 30er-Jahren eingeführte Pomarsol mit dem Wirkstoff Thiram (Tetramethylthiuramid). Seit 1950 werden Dithiocarbamate (z. B. Maneb, Mancozeb, Metiram) als Fungizide gegen Kraut- und Knollenfäule bei Kartoffeln sowie gegen Obstschorf angewandt. Triazolderivate (z. B. Triadimefon gegen Spelzenbräune des Weizens) werden seit 1977 als Fungizide verwendet. Seit 1996 sind Fungizide der Gruppe der Strobilurine gegen Getreidekrankheiten in der Anwendung. Daneben gibt es eine Reihe weiterer Wirkstoffgruppen mit insgesamt mehr als 60 Wirkstoffen. - Über die Auswirkungen der Fungizide auf Umwelt und Organismen Pflanzenschutzmittel.
 
Außer im Pflanzenbau werden Fungizide als Bestandteile von Holzschutzmitteln (z. B. Dichlofluanid und Tributylzinnverbindungen) und zur Konservierung von Lebensmitteln (z. B. Propionsäure gegen Schimmelpilze) angewendet. Fungizid (oder fungistatisch) wirkende Arzneimittel werden als Antimykotika bezeichnet.

Universal-Lexikon. 2012.

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